Die Historie der Schule Schloss Salem

Das Kurt-Hahn-Archiv und eine Zeitreise

Jocelin Slingsby Winthrop-Young begann ab den 1960er Jahren mit dem Aufbau des Kurt-Hahn-Archivs. Mit rund 140 Metern Schriftgut bildet die Sammlung die zentrale Informationsquelle über den Pädagogen Kurt Hahn und die Schule Schloss Salem. Die ältesten Schriftstücke stammen aus der Gründungsphase der Schule 1919/20. 
Die Sammlung umfasst politische und pädagogische Schriften von und über Kurt Hahn, beispielsweise Briefe, Memoranda oder Reden. Auch Texte weiterer Mitarbeiter der Schule können hier eingesehen werden. Desweitere sind im Kurt-Hahn-Archiv vor allem Dokumente über folgende Themen verwahrt: die Schule Schloss Salem, Gordonstoun, Outward Bound, United World Colleges, Duke of Edinburgh’s Award, Trevelyan Scholarships sowie Texte zu anderen Organisationen, die Kurt Hahns Erziehungsideen folgen, wie etwa zum Netzwerk Round Square oder zur Kurt Hahn Trust.

Seit 2011 wird das Kurt-Hahn-Archiv als eigenständiger Bestand (Depositum) im Kreisarchiv Bodenseekreis im Schloss Salem fachlich betreut. Eigentümer ist nach wie vor die Schule Schloss Salem. Für einen Großteil der Bestände liegen Verzeichnisse vor. 

Kontakt

Brigitte Mohn M. A. 

Kurt-Hahn-Archiv im Kreisarchiv
Schloss Salem, 88682 Salem 

Telefon: +49 (0) 7541 204-6419
Fax: +49 (0) 7541 204-8904

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Bürotage Montag bis Donnerstag; Besuche bitte mit Voranmeldung. 

Bewegende Zeiten

Nachfolgend finden Sie eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Schule Schloss Salem mit den wichtigsten Ereignissen seit Ihrer Gründung:

1920 - 1933

Im April 1920 gründeten Prinz Max von Baden, sein Berater Kurt Hahn und der bekannte Pädagoge Karl Reinhardt in Salem die Schule Schloss Salem.

Von Beginn an gaben die drei Gründer ihrer koedukativen Schule ein entschieden reformpädagogisches Profil, das – bei aller notwendigen Modernisierung von Erziehung und Unterricht – bis heute richtungsweisend ist.

Forderndes Erfahrungslernen, altersgemäße Erlebnispädagogik sowie die Idee der Erziehung zur Verantwortung durch die Übernahme von sozialen Diensten und durch Engagement für die Internatsgemeinschaft waren und sind Kernelemente der spezifischen Salemer Pädagogik.
 

Kurt Hahn & Prinz Max von Baden
Klassenraum im Schloss Salem
1933 - 1945

Während der Zeit des Nationalsozialismus ging die Schule Schloss Salem durch die schwierigste Phase ihrer Geschichte: Schulmitbegründer Kurt Hahn wurde als Jude und politischer Oppositioneller im März 1933 verhaftet. Dank einflußreicher Fürsprache durch die GESTAPO noch einmal auf freien Fuß gesetzt, nutzte er diese Chance, um im Juli desselben Jahres nach Großbritannien zu entkommen. Dort trug er schon nach wenigen Monaten wesentlich zur Gründung der „British Salem School“ im schottischen Gordonstoun bei.

Schulleiter Dr. Heinrich Blendinger und Bertold Markgraf v. Baden verhinderten nach 1933 jahrelang mit großem Geschick, dass Salem in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA) umgewandelt wurde. Die jüdischen Schülerinnen und Schüler sowie alle „Halbjuden“ konnten sie auf der anderen Seite nicht vor Entlassung und Verfolgung schützen, und auch die Mitarbeiterschaft war von zahlreichen Abgängen betroffen.

Im August 1941 wurden die Salemer Schulen schließlich der Aufsicht der Inspektion Deutscher Heimschulen unterstellt, und die SS übernahm die Schulleitung. Im Juli 1945 folgte die Schließung der bis zum 8. Mai gleichgeschalteten Schule Schloss Salem durch die französische Militärregierung.

Chor im Sommerrefektorium des Schloss Salem
H. Blendinger beim Unterricht im Freien
1945 - 1970

Bereits im November 1945 eröffnete die ehemalige Mitarbeiterin und Hahn-Vertraute Marina Ewald Salem wieder. Unter der Leitung von Prinz Georg Wilhelm von Hannover, Axel Freiherr von dem Bussche, Horst Freiherr von Gersdorff und Hartwig Graf von Bernstorff gelang es der Schule Schloss Salem, an die Zeit vor 1941 anzuknüpfen und ihre Stellung in der deutschen Bildungslandschaft neu zu festigen.

1947 folgte mit der Einführung des ersten Salemer Dienstes ein Meilenstein in der Geschichte der Salemer Erlebnispädagogik. Der erste Dienst war der Feuerwehr-Dienst.

In den fünfziger Jahren erlebt Salem dann einen allgemeinen Aufschwung - die Wiederaufnahme seiner alten internationalen Kontakte - besonders nach England über Kurt Hahn und sein Gordonstoun, mit dem sogleich ein Austauschprogramm angeknüpft wird. Nach Ende des zweiten Weltkriegs und nachdem Marina Ewald 1945 die Leitung der Schule Schloss Salem übernommen hatte, wurde die Altsalemer Vereinigung (ASV) 1950 als Ehemaligen-Netzwerk reaktiviert.

1954 wird in Weissenhaus an der Ostsee die erste Outward-Bound-Kurzschule gegründet, der bald schon eine weitere, in Baad im Kleinen Walsertal folgt, wo Training in Expedition und Rettungsdienst, diesmal im Gebirge, Jugendliche aller Schichten, aus Schule und Arbeitswelt, für einen Kurzschullehrgang zusammenbringt, Salemer nehmen gleich als Erste daran teil.

1956 begann die Zusammenarbeit von Marina Ewald mit der Fondation Zellidja, die Reisestipendien an junge Menschen vergibt. Aus dieser Zusammenarbeit heraus, enstand die zis-Stiftung für Studienreisen, die heute noch auf Schloss Spetzgart ansässig ist. 

1950 wurde die Altsalemer Vereinigung (ASV) als Ehemaligen-Netzwerk reaktiviert.

1962 gründete Kurt Hahn das erste United World College, das UWC of the Atlantic. Mitarbeiter des UWC wiederum entwarfen 1968 bei der Gründung des International Baccalaureate (IB) unter Hahns Einfluss dessen extra-curriculare Pädagogik. 

Zum 80. Geburtstag von Kurt Hahn im Juni 1966 regte einer seiner ersten Schüler und Wegbegleiter, Jocelin Winthrop-Young, die Gründung eines internationalen Verbundes von Schulen an, die gemäß der Hahn’schen Pädagogik arbeiten sollten. Inspiriert vom runden Scheunengebäude mit rundem Innenhof im schottischen Gordonstoun erhielt das Netzwerk den Namen Round Square. 
Dieser internationale Zusammenschluss führender Internatsschulen war ein wichtiger Grundstein für die Multinationalität Salems. Letztere spiegelt sich seit den 1990er-Jahren auch im International Baccalaureate-Zweig, in einer Schüler- und Lehrerschaft aus über 40 Nationen sowie im 1:1-Schüleraustausch mit mehr als 50 Partnerschulen auf fünf Kontinenten wider.

Georg Wilhelm Prinz von Hannover (ehemaliger Schüler und Leiter Salems)
Feuerwehr-Dienst
1970 – 2000

In den frühen 1970er-Jahren trieben Frau Prof. Ilse Lichtenstein-Rother und ab 1974 Herr Dr. Bernhard Bueb die schulorganisatorische und pädagogische Entwicklung in Salem voran. Die Vergabe von Schülerstipendien erweiterte sich, die Schülerzahlen stiegen stetig. 

Mitte der 1980er-Jahre geriet Salem in eine bedrohliche Lage, nachdem die Nutzungsrechte des Salemer Schlosses durch das Haus Baden gekündigt wurden. 1996 einigten sich das markgräfliche Haus und die Schule auf einen langfristigen Nutzungsvertrag.

1992 wurde das International Baccalaureate eingeführt, im September 2000 eröffnete die Schule das Salem International College bei Überlingen. 
Mit Investitionen und großzügigen Spenden aus der Altschülerschaft in Höhe von insgesamt rund 35 Millionen Euro füllt das Salem International College seither die Erziehungsgrundsätze der Gründungsväter sowie die Vision der Bildung von Weltbürgern mit neuem Leben.
 

Bernhard Bueb & Richard von Weizsäcker (1986)
Schloss Salem
2000 – heute

Zum Schuljahresende 2004/05 wurden Dr. Bernhard Bueb, der die Schule Schloss Salem seit mehr als 30 Jahren geleitet hat, und der langjährige Studienleiter, Oberstudiendirektor Dieter Plate, mit einem großen Festakt des Internatsvereins und der Altsalemer Vereinigung (ASV) verabschiedet.

Ingrid Sund, Studiendirektorin der Deutschen Schule in Paris, übernahm die Gesamtleitung der Salemer Schulen bis zum Ende des Schuljahres 2005/06.

Vom 1. Januar 2007 bis 31. August 2011 führte Gesamtleiterin Prof. Dr. Dr. Eva Marie Haberfellner die Schule.

Von August 2012 bis Januar 2022 leitet der ehemalige Rektor der 1543 gegründeten Landesschule Pforta, Bernd Westermeyer, die Schule Schloss Salem.

2013 wird das Salem Kolleg als eigene Betriebsgesellschaft gegründet. Als Gelenkstelle zwischen Schule und Universität verfolgt sein einjähriges interdisziplinäres Programm das Ziel, Abiturientinnen und Abiturienten aus ganz Deutschland im Hinblick auf ihre Studiums- und Berufswahl Orientierung zu geben.

2016 wird die Schule Schloss Salem eingeladen, sich als herausragende deutsche Bildungseinrichtung dem Globalen Netzwerk der G20 Schools anzuschließen. 2022 wird Salem die Global Conference der Organisation ausrichten.

2017 werden die Jahrgangsstufen 5-10 am Standort Schloss Salem in Doppeljahrgängen zusammengeführt. Diese Konzentration auf den Gründungsstandort geht mit dem Verkauf der Burg Hohenfels und einem Investitionsprogramm in Höhe von über 20 Mio. Euro einher. Dazu zählen: Ausbau Sportplatz, Umbau der markgräflichen Reithalle in eine zweite Sporthalle, bauliche Erweiterung der Naturwissenschaften, Generalsanierung des Rentamts für die Jahrgangsstufen 5 & 6, Schaffung zusätzlicher Flügel und einer Study Hall in der Mittelachse des Schlosses, Schaffung eines zusätzlichen Esssaals für die Jahrgangsstufen 5-8. Außerdem zählt der Neubau der Salemer Schrote dazu, der Innungswerkstätten, Unterrichtsräume für die Jahrgangsstufen 7 & 8 sowie eine Aula mit 350 Sitzplätzen beherbergt. 

Ab 2019 stattet die Schule alle Unterrichtsräume mit einheitlicher, hochmoderner IT-Hardware aus. Außerdem wird für alle Schülerinnen und Schüler sowie die Mitarbeiterschaft MS Office 365 bereitgestellt, ein Softwarepaket, das seine Bewährungsprobe mit Beginn der Corona-Pandemie hervorragend besteht.

2019 wird die Schule Schloss Salem offiziell Partnerschule der Stiftung 20. Juli 1944 und ehrt im Folgejahr ihren Alumnus Hans-Ulrich v. Oertzen durch einen Stolperstein auf Schloss Spetzgart.

2020 feiert die Schule 100-jähriges Bestehen. Aufgrund der Corona-Pandemie müssen die Feierlichkeiten jedoch abgesagt werden. Außerdem stellt die Schule ihr überarbeitetes Logo vor.

2022 besucht der Bundespräsident a.D. Joachim Gauck die Schule Schloss Salem zum Projekttag Demokratie. Außerdem verlässt Bernd Westermeyer nach fast 10 Jahren die Schule, als Nachfolger wird Henrik Fass vorgestellt. Henrik Fass leitete zuvor über 10 Jahre die Schwesterschule Birklehof. 
Der Spendenbedarf für die Modernisierung des Spetzgarter Hafens in Höhe von 0,5 Mio. Euro wurde 2022 erreicht.

2023 wurde Henrik Fass als neuer Gesamtleiter der Schule Schloss Salem im Rahmen einer Gesamtschulversammlung begrüßt.