Sie kennen ihn auch, den geheimnisvollen Duft alter Bücher. Ein Duft, der an fast vergessene Geschichten erinnert, die beim Blättern durch die Bücher zum Leben erweckt werden. Bücher, die die Fantasie beflügeln und den Leser auf eine Reise in die innere Welt schicken.
Ihren Geruchssinn vermag die Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht wirklich anzusprechen. Dafür laden die Ausstellungstafeln mit Texten, Bildern und Videos zu einer anschaulichen Zeitreise durch das Leseland DDR ein. Da wir uns im Wahlkurs Literatur mit dem Spannungsfeld zwischen Anpassung und Widerstand beschäftigen und die Rolle der Schriftsteller für die Gesellschaft untersuchen, schien uns diese Ausstellung geeignet, auch anderen diese durchaus schwierige Welt zu öffnen. Eine Welt, die längst vergangen ist und doch zur Geschichte vieler Menschen dazugehört. Es war nicht einfach für die AutorInnen der ehemaligen DDR, in ihrem Land ihrer Berufung nachzugehen und damit nicht anzuecken. Die fehlende Freiheit glichen sie mit kreativen Ansätzen in der Kunst und Literatur wieder aus, um ihr Heimatland zu einem lebenswerten Land zu machen. Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden.
Die Ausstellung, die wir mit eigenen Plakaten und einem Büchertisch voller Duft ergänzt haben, erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten. Mit den Schrift-stellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise.