11.08.2021
Thementage Jahrgangsstufe 9
von Fee Schreiter, 9D1
Die Spezialistin für europäisch-jüdische Musik vom Mittelalter bis zur Gegenwart Jalda Rebling besuchte die Jahrgangsstufe 9 anlässlich der Thementage. Die Schülerin Fee schrieb eine Begrüßung für sie.

Ich möchte Euch heute einen besonderen Gast vorstellen. Wir begrüßen ganz herzlich Jalda Rebling. Frau Rebling ist 1951 geboren, das heißt nach Kriegsende und somit auch nach dem Holocaust. Das heißt aber nicht, dass sie diese Zeit nicht betroffen hat.

Frau Rebling, Sie sind die Tochter von dem Künstlerpaar Lin Jalditi und Eberhard Rebling. Dieses künstlerische Talent scheinen Sie geerbt zu haben. Sie haben Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin studiert und seit 1997 haben Sie jiddische und separdische Lieder und Gedichte interpretiert. Später traten Sie mit ihrer Schwester Kathinka sowie ihren Eltern auf Internationalen Bühnen auf.

Ihre Eltern, die zu Zeiten des Nationalsozialismus lebten, sind leider schon verstorben. Ihre Mutter war jiddisch. Somit lebten sie in ständiger Gefahr, gefunden zu werden.

Wir Schüler:innen haben diese Zeit unserer Geschichte sehr lange und auch ausführlich behandelt. Wir haben Biografien gelesen und haben auch erst vor zwei Tagen das KZ Dachau besucht. Ich denke, spätestens nach vorgestern kann sich wirklich jeder von uns ein ungefähres Bild davon machen, wie es den Häftlingen damals ging. Was sie durchmachen mussten. Wir haben auch die Todeszahlen der unschuldigen Menschen gesehen. Wie viele brutal ermordet wurden, daher kann sich jeder vorstellen, was es für ein großes Wunder war, wenn man diese Zeit überlebt hat. Das haben Ihre Eltern „Frau Rebling“ geschafft.

Sie haben sich versteckt, 1942 gingen sie in den Untergrund, doch wurden sie 1944 gefunden. Ihr Vater hat es geschafft zu fliehen und hat sich um Ihre Schwester gekümmert. Ihre Mutter hatte nicht so viel Glück. Sie musste zusammen mit ihrer Schwester, also ihrer Tante, durch das Durchgangslager Westerbork, das KZ Auschwitz und das KZ Bergen Belsen. Dort wurde sie 1945 krank von britischen Truppen befreit. Allerdings haben die Schwestern in dieser Zeit den Kontakt zu ihrem Bruder und den Eltern, also Ihren Großeltern, Frau Rebling, verloren.

Ich denke, dies zeigt nochmal deutlich, dass nur, weil der Krieg 1945 zu Ende war, nicht auch das Leiden zu Ende war. Viele, viele Menschen haben in dieser Zeit so viel verloren und spüren das noch heute.

Ich persönlich finde es großartig, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, um ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit uns zu teilen. Das ist nicht selbstverständlich und eine tolle Chance für uns. Wir sind neugierig, etwas von Ihrer Familiengeschichte zu erfahren, denn durch die Menschen wird Geschichte lebendig.

Vielen Dank.

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